Die Leidenszeit im Volkslied nacherzählt

Der Banzhaf-Chor gastierte in St. Ottilien

St. Ottilien (mi) – "Mein Herz ist traurig ganz." Mit diesem Klagelied eröffnete der Banzhaf-Chor München ein Volkslied-Passions-Konzert in der Kirche der Erzabtei St. Ottilien bei Geltendorf. Unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Wirsching wurde ein Bild des Leidensweges Jesu musikalisch in Szene gesetzt. Das Volksmusikensemble Kling aus Otterfing und der Perlacher Dreigesang, unterstützten den Chor als gleichberechtigte Partner mit heimischem Liedgut zur Passionszeit, wobei besonders die Volksfrömmigkeit zum Tragen kam.

Der Beschluss des Hohen Rates und der Verrat durch Judas, das letzte Abendmahl Jesus am Ölberg, Gericht und Kreuzigung, der Tod und das Begräbnis Jesu, wurden thematisiert, so dass eine eigentümliche, kontemplative Atmosphäre in der überfüllten Kirche vorherrschte. Die Solisten Monika Stainer (Sopran) und Wolfgang Wirsching (Bariton) brillierten in ihren gesanglichen Ausführungen und im Grollen des Orgelgewitters des Jürgen Geiger, riss der Vorhang des Tempels. "Maria kam ans Kreuz gegangen", "O große Lieb', O Lieb' ohne alle Maße", des Banzhaf-Chores erschütterte die Zuhörer, die regungslos in ihren Kirchenbänken verharrten. "Mein schönste Zier", beim Begräbnis Jesu, blitzte ein Sonnenstrahl durch die bunten Glasfenster des Kirchenschiffs und tauchte die Basilika für einen Augenblick in gleißende Helligkeit; ein Hoffnungsschimmer fúr die österliche Auferstehung. Zwischen den einzelnen Motiven, deklamierten Pater Remigius und Pater Walter, Textpassagen aus dem Kreuzweg Jesu.

Der Initiator und Namensgeber dieses Chores - Helmut Banzhaf - war ein weit über München hinaus bekannter Gesangspädagoge und Chorleiter. Sein Anliegen war stets die Bearbeitung und Verbreitung deutschen und europäischen Volksliedgutes, welches er für den Bayerischen Rundfunk arrangierte und einstudierte. Aus dieser Arbeit heraus entstand ein umfangreiches Volkslied-Archiv, dessen Anwendung bis heute zahlreiche Veranstaltungen bereichert.

 

Quelle: Münchner Merkur, April 2003