Süddeutsche-Zeitung: Freitag, l. Oktober 2004

Fremder Klang im Herzen

Chorkonzert zum 10. Todestag von Helmut Banzhaf

Gräfelfing: "Laß uns eine Brücke bauen, / die sich über Grenzen schwingt, / die. was sonst getrennt und ferne, / unter ihre Wölbung zwingt. . . Hört nun, wie im fremden Klange doch das eig'ne Herze klingt!", heißt es im Gedicht "die Liederbrücke" von Helmut Banzhaf. Es spiegele wunderbar die künstlerische Auffassung des Gräfelfinger Gesangspädagogen und Malers wider, sagte Christa Bursch. Sie ist Mitglied im "Banz-haf-Chor München", der am Mittwochabend im Bürgerhaus mit einem Konzert des zehnten Todestages seines Gründers gedachte. Unter der Leitung von Wolfgang Wirsching boten die Sänger neben Spirituals und Evergreens ihren Zuhörern vor allem einen Streifzug durch das europäische und "bairische" Volksliedgut. Am Klavier wurden sie dabei von Killian Sprau begleitet.

"Fremder Klang" im eigenen Herzen, das bedeutete für den 1959 von Banzhaf ins Leben gerufenen Chor auch, Volkslieder authentisch in den jeweiligen Landessprachen zu singen. "Das lag ihm sehr am Herzen", erinnerte sich die Chorsängerin Bursch. "Und so haben wir neben Englisch oder Französisch schnell mal Polnisch, Slowakisch und Kroatisch gelernt", fügte sie amüsiert hinzu. Hervorragende Artikulation auch in der fremden Sprache sowie das Gespür für die jeweiligen musikalischen Besonderheiten zeichnen diesen Chor heute noch aus.

Die Vielfalt des europäischen und deutschen Volksliedgutes zu zeigen sowie zu bewahren, war stets das Anliegen des 1926 geborenen Helmut Banzhaf. Der Gesangspädagoge und Chorleiter des Richard-Strauss-Konservatoriums arrangierte zahlreiche dieser Lieder für den Bayerischen Rundfunk. Er schuf somit ein beachtliches Archiv. Viele Lieder davon hat er mit seinem Chor im Studio des Bayerischen Rundfunks eingespielt und bundesweit aufgeführt. Dem Münchner Publikum ist der Chor insbesondere durch die jeweils am dritten Advent stattfindenden "Transeamus-Konzerte" sowie die ausgefallene "Volksliedpassion" ein Begriff. Jene ist eine Art Synthese aus vielen "kleinen" Passionen des deutschsprachigen Raumes, die der ehemalige Chorleiter fleißig "gesammelt" hat. Doch der Chor hat auch Klassisches im Repertoire, so etwa sein neuestes Projekt - das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens.

Klassisches mit echter Volksmusik verbindet ebenfalls das "Volksmusik-Ensemble Kling", welches auch an diesem Abend zu hören war: Neben "Schnürlregen-Polka" und "Hochacker-Polka" spielte das Ensemble mit wechselnder Instrumentalbesetzung eine Kleine Suite nach Mozart sowie ein Menuett.

FRANZISKA GÜNTHER